Präsident Alvaro Uribe Vélez in Berlin Kolumbianische Regierung mitverantwortlich für Menschenrechtsverletzungen

Hilfswerke fordern Bundeskanzlerin zu kritischem Dialog auf
MISEREOR, Brot f. d. Welt, Caritas int., EED

Hilfswerke fordern Bundeskanzlerin zu kritischem Dialog auf

(Aachen/Stuttgart/ Freiburg, 29.01.2009.) Die kirchlichen Hilfswerke MISEREOR, Brot für die Welt, der Evangelische Entwicklungsdienst und Caritas international fordern ein Ende der Gewalt sowie den Schutz der Zivilbevölkerung in Kolumbien. Sie rufen Bundeskanzlerin Angela Merkel zum kritischen Dialog mit Präsident Uribe anlässlich seines Besuchs in Deutschland auf.

„Wenn die Bundeskanzlerin und die Parteispitzen sich mit Präsident Uribe treffen, müssen Menschenrechtsfragen ein zentrales Thema sein“, sagt Kolumbien-Referentin vom katholischen Hilfswerk MISEREOR, Susanne Breuer, anlässlich des Besuchs von Präsident Alvaro Uribe Vélez in Berlin am kommenden Samstag. „In Kolumbien werden noch immer massiv Menschenrechte verletzt und die kolumbianische Regierung ist dafür mit verantwortlich. Seit Jahren berichten unsere Partner von Morden an Zivilisten durch das Militär. In den vergangenen Monaten wurde diese skandalöse Praxis von den kolumbianischen Medien ans Tageslicht gebracht. Jetzt müssen diese Verbrechen von zivilen Gerichten verfolgt werden, um die vorherrschende Straflosigkeit zu überwinden“, so Breuer weiter.

Obwohl nach offiziellen Angaben in den letzten fünf Jahren Menschenrechtsverletzungen abgenommen haben, setzen sich systematische Gewalt und Vertreibung, die auf das Konto der Paramilitärs, der Guerilla und der staatlichen Sicherheitskräfte gehen, in vielen Regionen fort. Die kolumbianische Regierung spricht davon, dass der Konflikt überwunden sei. Doch seit April vergangenen Jahres hat sich die Situation verschärft und viele Partnerorganisationen der Hilfswerke stehen permanent unter Druck. „Im Dezember 2008 haben viele Staaten die Menschenrechtslage in Kolumbien vor dem Menschenrechtsrat in Genf kritisiert und Empfehlungen ausgesprochen. Diese gilt es jetzt vom kolumbianischen Staat einzufordern“, so Karen Neumeyer vom evangelischen Hilfswerk Brot für die Welt.

Im Hinblick auf die geplanten Gespräche mit Wirtschaftsvertretern in Berlin betonen die Hilfswerke, dass Menschenrechtsverletzungen und Vertreibungen in Kolumbien auch für die Wirtschaft eine Herausforderung darstellen. In vielen Fällen stehen diese in Zusammenhang mit wirtschaftlichen Interessen an Land und Boden, wie zum Beispiel der wachsenden Ölpalmproduktion in der Pazifikregion. Opfer sind oft Menschen, die sich für sozialen Wandel einsetzen, aber auch einfache Kleinbauern. Erst im Dezember wurde ein Vertreter der Indigenenorganisation CRIC aus dem Süden Kolumbiens an einer Straßensperre von der Polizei getötet. Nach wie vor sind in Kolumbien vor allem auch Gewerkschafter extrem gefährdet. Die Zahl der Morde an Gewerkschaftern ist im letzten Jahr wieder gestiegen.

Ansprechpartner:
MISEREOR: Anna Steinacher, Tel.: 0241 – 442 133
Brot für die Welt: Rainer Lang, Tel.: 0711 – 2159 147
Caritas international: Achim Reinke: 0761 – 200 505
Evangelischer Entwicklungsdienst: Johanna Laible, Tel.: 0228 – 810 125 03