Liebe Leserinnen und Leser
Die kolumbianische Bevölkerung hat das Friedensabkommen zwischen Regierung und Farc abgelehnt. Wie es nun weitergeht und welche Herausforderungen auf Kolumbien zukommen, werden Luz Estella Romero von Colemad und Ricardo Esquivia von Sembrandopaz zwischen dem 24. Oktober und dem 3. November bei sechs öffentlichen Veranstaltungen mit uns diskutieren. Mehr dazu unter Veranstaltungen.
Solidarische Grüsse aus der Redaktion!
I.Artikel
Die Kriegsopfer haben dem Friedensvertrag zugestimmt
Am 2. Oktober haben 50,2% des kolumbianischen Stimmvolkes das Friedensabkommen zwischen der Regierung und den Farc abgelehnt. Die Art und Weise, wie das Abkommen die Farc-AnhängerInnen bestraft und ins politische Geschehen eingebunden hätte, war zum Stolperstein geworden. Aber gerade jene KolumbianerInnen, welche am meisten vom Krieg betroffen sind, hätten das Abkommen akzeptiert.
(Von Regula Fahrländer)
II. Monatsbericht
Die Rechte indigener Kinder: Vernachlässigt zwischen staatlicher Untätigkeit und indigenen Traditionen
In diesem Monatsbericht berichtet Anita Linares über ihre Arbeit bei der kolumbianischen NGO CODACOP im Bezug die Rechte von Kindern in fünf indigenen Reservaten Kolumbiens. Anita Linares leistet bei Codacop einen Einsatz durch Interteam und ist Mitglied der ask!. Anita hat bei der Untersuchung über die Lage der indigenen Kinder die Koordination im Feld inne gehabt.
(Von Anita Linares, langjähriges ask!-Mitglied)
http://www.askonline.ch/publikationen/monatsberichte/indigene-kinderrechte/
III.Apropos
Ermordung von Führungspersonen an der Tagesordnung
Laut der kolumbianischen Ombudsstelle für Menschenrechte (Defensoría del Pueblo) sind seit der Einigung auf das Friedensabkommen dreizehn Führungspersonen ermordet worden, etwa Cecilia Coicue am 8. September im Cauca. Sie gehörte der Bewegung Marcha Patriótica an und war Mitglied diverser Vereinigungen und Gewerkschaften (Astrazonac, Fensuagro, CUT, Pupsoc). Auf ihrem Grundstück hätte eine der Konzentrationszonen für die entwaffneten Farc-KämpferInnen entstehen sollen.
Sie war das sechste Tötungsopfer im Südwesten Kolumbiens innerhalb weniger Wochen. Fünf Tage später wurde am anderen Ende Kolumbiens, im nordöstlichen Departement Cesar, Néstor Iván Martinez erschossen. Er war Mitglied des afrokolumbianischen Gemeinderats und hatte sich stark für Umwelt- und Landrechte eingesetzt. Gemäss Carlos Andrés Guevara, Koordinator des Monitoring-Programms Somos Defensores, sei mit einer Zunahme der politischen Gewalt, je näher der Abschluss der Friedensverhandlungen auf Kuba rücke, stets zu rechnen gewesen. Er sieht diverse Parallelen zwischen den Ermordeten: Sie alle waren soziale Führungspersonen, die sich für den Frieden eingesetzt haben, engagierten sich für Umweltrechte und äusserten sich kritisch gegenüber Bergbau und dem Anbau illegaler Substanzen
http://www.eltiempo.com/colombia/cali/asesinan-a-mujer-en-zona-transitoria-en-cauca/16695351
Absetzung des obersten nationalen Staatsanwaltes
Nach drei Jahren und sieben Monaten hat der Staatsrat (Consejo de estado) schlussendlich entschieden: Die Wiederwahl des obersten nationalen Staatsanwaltes Alejando Ordóñez war nicht rechtens. Fünf Organisationen, darunter die kolumbianische Juristenkommission (Comisión colombiana de Juristas), hatten gegen die Wiederwahl Einsprache erhoben, weil es zu Verfahrensfehlern gekommen war und weder in der Verfassung noch von Gesetzes wegen die Wiederwahl des obersten nationalen Staatsanwaltes vorgesehen sei.
Ordóñez‘ Auslegung seines Amtes war stets äusserst tendenziös gewesen. Aus seiner ultrakonservativen Haltung, seiner Kritik am Friedensprozess oder seiner Ablehnung gegenüber Homosexuellen hatte er nie ein Geheimnis gemacht. Zudem hatte er während seiner Amtszeit eine lange Liste an PolitikerInnen des Amtes enthoben. Einige dieser Entscheide wurden später mangels Beweisen widerrufen, wie etwa im Fall von Piedad Cordoba. In weniger als vier Monaten wäre die Amtszeit von Ordóñez zu Ende gegangen, eine erneute Amtswiederholung war bereits zuvor untersagt worden. Ordóñez akzeptierte, wie er sagt, den Entscheid mit christlicher Resignation und er werde keine Einsprache erheben, aber es sei für ihn klar, dass es sich dabei um die erste Umsetzung der Verschwörungen auf Kuba handle.
Paramilitärs in der Friedensgemeinschaft von San José de Apartadó
Die Friedensgemeinschaft in San José de Apartadó hat in einer Mitteilung darauf hingewiesen, dass um die 50 bewaffnete Paramilitärs in Militäruniform in ihr Siedlungsgebiet eingedrungen sind. Einige der Uniformierten trugen Abzeichen, die sie als Angehörige der paramilitärischen Einheit Autodefensas Gaitanistas de Colombia AGC identifizieren. Sie besetzten eine Schule und verbreiteten die Nachricht, dass sie gekommen seien, um das Gebiet unter ihre Kontrolle zu bringen, die AnwohnerInnen sollen sich auf eine massive Besetzung vorbereiten.
Der Nachrichtensender Noticias Uno veröffentlichte ein Video, in dem vermummte, bewaffnete paramilitärische Gruppierungen der AGC ihre Präsenz in der Region Urabá markieren. In Barrancabermeja zirkulierte ein Flugblatt derselben Urheberschaft, welches alle Funktionäre als Militärziel deklarierte, welche die Regierung Santos unterstützen. Bereits im April hatte dieselbe Gruppierung einen „bewaffneten Streik“ in Córdoba und Antioquia veranlasst.
http://www.cdpsanjose.org/node/75
http://noticiasunolaredindependiente.com/2016/09/17/noticias/gaitanistas-rearmados/
IV.Tipps und Hinweise
Diskussionsreihe: Den Frieden wagen: Kolumbien nach 50 Jahren Bürgerkrieg
Was braucht es, damit ein dauerhafter Friede in Kolumbien nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens und der Ablehnung an der Urne doch gelingt? Welchen Beitrag können die internationale Gemeinschaft und die Schweiz dabei leisten? Darüber diskutieren wir mit Luz Estella Romero und Ricardo Esquivia, zwei Vertreter/innen der kolumbianischen Partnerorganisationen von «Semillas de esperanza».
Zürich, Mo. 24. Oktober, 18.30 Uhr, AKI, Hirschengraben 86
Luzern, Di. 25. Oktober, 19 Uhr, Romerohaus, Kreuzbuchstrasse 44
Fribourg, Mi. 26. Oktober, 19 Uhr, COMUNDO Suisse romande, Rue des Alpes 44
Bern, Do. 27. Oktober, 19 Uhr, Käfigturm, Marktgasse 67
Genf, Mo. 31. Oktober, 18.30 Uhr, Maison de la Paix, Chemin Eugène-Rigot 2
Basel, Di.1. November, 18.30 Uhr, unternehmen mitte, Gerbergasse 30
Mehr Information zu den Veranstaltungen und der Kampagne: http://www.askonline.ch/veranstaltungen/
Unterschreiben Sie die Petition der Organisation Public Eye: Schluss mit dem schmutzigen Treibstoffgeschäft
Schweizer Rohstoffhandelsfirmen wie Trafigura nutzen die schwachen Standards in afrikanischen Ländern systematisch aus: Sie überschwemmen diese Märkte mit schmutzigen Treibstoffen, die in Europa niemals verkauft werden dürften – mit verheerenden Folgen für die Gesundheit der Menschen
https://www.dirtydiesel.ch/de/campaign/?section=petition
Redaktion: Regula Fahrländer
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