Am 11. Januar schossen zwei Unbekannte auf einem Motorrad in einer ländlichen Gegend der Gemeinde Pradera im Departamento de Cauca im Süden Kolumbiens dreimal auf ein Auto, in dem sich Alfamir Castillo befand. Alfamir Castillo war in Begleitung ihres Mannes und zweier Leibwächter_innen vom Nationalen Schutz (Unidad Nacional de Protección). Sie blieb unverletzt. Alfamir Castillo wird seit Jahren immer wieder bedroht und angegriffen, da sie Gerechtigkeit für die Tötung ihres Sohnes Darbey (Davey) Mosquera Castillo durch Angehörige der kolumbianischen Armee im Jahr 2008 fordert. Diese außergerichtliche Hinrichtung war Teil des sogenannten „Falsos Positivos“-Skandals, bei dem Angehörige der kolumbianischen Streitkräfte rechtswidrig Zivilpersonen töteten, um Belohnungen zu erhalten. Sieben Angehörige der kolumbianischen Streitkräfte sind wegen dieser außergerichtlichen Hinrichtungen zu mehr als 40 Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Alfamir Castillo erhielt am 10. und 11. Januar zwei Morddrohungen. Darin wurde ihr gedroht, dass die Schutzmaßnahmen sie nicht schützen würden. Ihre Unverschämtheit gegenüber einem Kommandanten und alles, was ihnen – den anonymen Absendern – geschehen sei, werde sie mit ihrem Blut bezahlen. Bereits am 15. Oktober 2018 hatte Alfamir Castillo eine Morddrohung auf ihrem Telefon erhalten. Dabei ging es um ihre Teilnahme an einer Anhörung des früheren Armeebefehlshabers Mario Montoya vor der Sondergerichtshof für Frieden (Jurisdicción Especial para la Paz), der mit dem Tod ihres Sohnes zu tun gehabt haben könnte: „Sei gewarnt, dass wir dich bei den Anhörungen nicht sehen wollen, diesmal werden unsere Drohungen umgesetzt… dein Tod ist nah.“
Hintergrundinformation
Alfamir Castillos Sohn Darbey Mosquera Castillo wurde am 8. Februar 2008 von Angehörigen des 57. Bataillons zur Guerillabekämpfung Martíres de Puerres der VIII. Brigade der kolumbianischen Streitkräfte ermordet. Diese außergerichtliche Hinrichtung war Teil des sogenannten „Falsos Positivos“-Skandals, bei dem Angehörige der kolumbianischen Streitkräfte rechtswidrig Zivilpersonen töteten, um sie als „im Kampf getötete Guerillakämpfer_innen“ auszugeben und Belohnungen und Vergünstigungen dafür zu erhalten. Sieben Angehörige der kolumbianischen Streitkräfte sind inzwischen wegen außergerichtlicher Hinrichtungen zu mehr als 40 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Alfamir Castillo und weitere Familienangehörige sowie Zeug_innen der außergerichtlichen Hinrichtungen und die Rechtsbeistände werden immer wieder drangsaliert, eingeschüchtert und bedroht.
Im Laufe des mehr als vier Jahrzehnte währenden bewaffneten Konflikts in Kolumbien verübten Angehörige der Streitkräfte systematisch zahlreiche außergerichtliche Hinrichtungen. Das Vorgehen der Sicherheitskräfte war Teil ihrer Strategie zur Bekämpfung von Aufständen. Die Generalstaatsanwaltschaft Kolumbiens untersucht mehr als 2.000 Fälle außergerichtlicher Hinrichtungen, für welche die Sicherheitskräfte verantwortlich sein sollen.
Im Oktober 2012 gewährte die Interamerikanische Menschenrechtskommission Alfamir Castillo Schutzmaßnahmen, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Zurzeit, ebenso wie nach den Morddrohungen im Oktober 2018, erhält Alfamir Castillo Schutzmaßnahmen des Nationalen Schutzes in Form von Leibwächter_innen und einem Wagen.
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