Index: UA-094/2012 – AMR 23/017/2012 – 29. März 2012
Getötet:
MANUEL RUÍZ
SAMIR DE JESÚS RUÍZ, Sohn von Manuel Ruíz
In Gefahr:
FAMILIENANGEHÖRIGE VON MANUEL RUÍZ
MITGLIEDER DER GEMEINDE VON APARTADOCITO
- EMPFOHLENE AKTIONEN
- APPELLE AN
- HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Manuel Ruíz, ein Mitglied des Gemeinderats von Apartadocito, wurde am 23. März zusammen mit seinem Sohn im Norden Kolumbiens von Paramilitärs verschleppt und anschließend getötet. Die Familienangehörigen der beiden sowie weitere BewohnerInnen der Gemeinde Apartadocito könnten in Gefahr sein.
Am 23. März verschleppten Paramilitärs Manuel Ruíz und seinen 15-jährigen Sohn Samir de Jesús Ruíz, zwei Angehörige der afro-kolumbianischen Gemeinschaft von Apartadocito, das am Flussbecken des Curvaradó im Departamento Chocó liegt. Sie befanden sich auf dem Weg von Mutatá, einer Stadt im Departamento Antioquia, in die Region um Apartadocito. Laut Aussagen von AugenzeugInnen hielten Paramilitärs sie in einem Gebiet in der Nähe von Mutatá an, das als „El Basurero“ (die Mülldeponie) bekannt ist. Manuel Ruíz konnte noch seine Familie anrufen und ihnen sagen, dass man sie gezwungen habe, aus ihrem Fahrzeug auszusteigen, und dass ihre Entführer eine hohe Geldsumme für ihre Freilassung verlangten. Vor ihrer Entführung waren in Mutatá Paramilitärs auf Vater und Sohn zugekommen und hatten sie beschuldigt, Guerillakämpfer zu sein. Wenig später waren die beiden kurz von der Polizei angehalten worden.
Am 24. März informierte ein Angehöriger der Paramilitärs die Familie von Manuel Ruíz und Samir de Jesús Ruíz darüber, dass die beiden am Morgen desselben Tages getötet worden seien. Am 27. März fanden Mitglieder der Gemeinden aus der Region des Curvaradó und nationale und internationale BeobachterInnen die Leiche von Manuel Ruíz in der Nähe des Río Sucio. Der Leichnam von Samir de Jesús Ruíz wurde am 28. März nahe des Flusses bei Cañaduzales gefunden.
Manuel Ruíz und Samir de Jesús Ruíz wurden kurz vor der staatlichen Überprüfung eines Gebietes, das „Los Piscingos“ genannt wird, getötet. Die staatlichen Prüfer sollten dabei von Manuel Ruíz herumgeführt werden. Diese geplante Überprüfung geht auf eine gerichtliche Anordnung vom 7. März 2012 zurück, laut der eine Volkszählung in diesem Gebiet durchgeführt werden soll, um die rechtmäßigen Besitzer des dortigen Landes ausfindig zu machen. Die Familie von Manuel Ruíz war, wie viele andere auch, im Jahre 1996 während einer gemeinsamen Operation von Paramilitärs und dem Militär von paramilitärischen Kräften aus Los Piscingos vertrieben worden. Nach der Entführung und Tötung von Manuel Ruíz und seinem Sohn hat der Rest seiner Familie Apartadocito verlassen, weil sie dort um ihre Sicherheit fürchteten.
EMPFOHLENE AKTIONEN
SCHREIBEN SIE BITTE FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN
- Ich möchte meine Sorge um die Sicherheit der Familie von Manuel Ruíz und weiteren BewohnerInnen der Gemeinden am Flussbecken des Curvaradó zum Ausdruck bringen und fordere Sie auf, in genauer Absprache mit den Betroffenen umgehend wirksame Schutzmaßnahmen für sie zu ergreifen.
- Ich fordere Sie dringend auf, eine umfassende und unparteiische Untersuchung der Entführung und Tötung von Manuel Ruíz und Samir de Jesús Ruíz einzuleiten und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen.
- Ich erwarte, dass paramilitärische Gruppen unverzüglich aufgelöst werden und die Sicherheitskräfte ihre Verbindungen zu solchen Gruppen abbrechen. Zu einem solchen Schritt, den UN-Gremien und andere zwischenstaatliche Organisationen angemahnt haben, hat sich die Regierung erklärtermaßen verpflichtet.
APPELLE AN
PRÄSIDENT
Presidente Juan Manuel Santos
Presidente de la República
Palacio de Nariño
Carrera 8 No. 7-26
Bogotá
KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Excmo. Sr. Presidente Santos / Sehr geehrter Herr Präsident / Dear President Santos)
Fax: (00 57) 1 596 0631
LANDWIRTSCHAFTSMINISTER
Señor Juan Camilo Restrepo
Ministerio de Agricultura y Desarrollo Rural
Avenida Jiménez No 7-65, Piso 3
Bogotá
KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Estimado Sr. Ministro Restrepo / Sehr geehrter Herr Minister / Dear Minister Restrepo
Fax: (00 57) 1 286 2649
KOPIEN AN
GENERALSTAATSANWALT
Eduardo Montealegre
Fiscalía General de la Nación
Diagonal 22B No. 52-01 (Ciudad Salitre)
Bloque C Piso 4
Bogotá
KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Estimado Sr. Fiscal General / Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt / Dear Attorney General)
Fax: (00 57) 1 570 2000, Durchwahl: 2020
BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOLUMBIEN
S.E. Herrn Juan Mayr Maldonado
Kurfürstenstr. 84
10787 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de
Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 10. Mai 2012 keine Appelle mehr zu verschicken.
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Der Gemeinderat von Apartadocito ist an der Verwaltung der kollektiven Grundbesitzrechte in Curvaradó beteiligt.
Seit den 1990er Jahren haben Paramilitärs in den Gegenden von Jiguamiandó und Curvaradó sowie im Schutzgebiet Urada-Jiguamiandó Angehörige afro-kolumbiansicher Gemeinschaften und Indigene mit dem Tod bedroht, getötet oder vertrieben. Dies geschieht entweder durch selbstständig operierende Paramilitärs oder in Zusammenarbeit dieser mit Sicherheitskräften. In der Hoffnung auf mehr Sicherheit haben die afro-kolumbianischen Gemeinden von Jiguamiandó und Curvaradó „humanitäre Zonen“ ausgerufen, um ihr Recht als Zivilisten zu wahren, nicht in den Konflikt hineingezogen zu werden. Die Gemeinden haben sich bemüht, ihre Landrechte zu verteidigen und versuchten zu verhindern, dass auf ihrem Land illegale Palmpflanzungen und andere wirtschaftliche Aktivitäten immer mehr um sich greifen. Viele der Gemeindemitglieder sind in der Folge bedroht und getötet worden. In den vergangenen Jahren haben Paramilitärs, trotz massiver Präsenz der Armee, immer wieder Menschen getötet, die sich über die Ausbeutung ihrer Ländereien durch die Zucht afrikanischer Palmen und anderweitige wirtschaftliche Nutzung beschwert haben. Auch die BewohnerInnen des Reservats von Urada-Jiguamiandó sind seit Ende der 1990er Jahre immer wieder bedroht und mehrere von ihnen getötet worden.
2011 kam es in der Folge eines Besuchs von Kabinettsmitgliedern zu einer massiven Präsenz paramilitärischer Einheiten in einer Region, die nur rund eine Stunde von den humanitären Zonen von Caracolí, Tesoro-Camelias und Caño Claro-Andalucía sowie der Gegend von El Firme und No Hay Como Dios am Flussbecken des Curvaradó entfernt liegt. Man hoffte, dass dies zur Rückgabe von Länderein führe, die sich Paramilitärs im Interesse örtlich tätiger Palmenzüchter, Bananenanbauer und Viehzüchter widerrechtlich und oftmals unter Einsatz von Gewalt angeeignet hatten. Das Verfassungsgericht hatte mit Urteil vom Mai 2010 die Rückübertragung der Ländereien angeordnet. Berichte lassen befürchten, dass Paramilitärs Mordanschläge auf afro-kolumbianische Gemeinschaften planen, die sich für die Rückgabe gestohlenen Landes engagieren. In den vergangenen Jahren sind wiederholt Anschläge auf in den humanitären Zonen lebende GemeindesprecherInnen und weitere Personen verübt worden. Im Jahr 2008 töteten Paramilitärs Walberto Hoyos Rivas, der damals Sprecher der Gemeinde am Flussbecken des Curvaradó war.
Unter dem seit Jahren in Kolumbien tobenden bewaffneten Konflikt haben vor allem afro-kolumbianische Gemeinschaften, die indigene Bevölkerung und Kleinbauern zu leiden. Sie fallen dem Verschwindenlassen durch die Sicherheitskräfte oder oftmals mit ihnen verbündeten Paramilitärs zum Opfer oder werden von Guerrillagruppen verschleppt.
PLEASE WRITE IMMEDIATELY
- Express concern for the safety of the family of Manuel Ruíz and other members of the communities of the Curvaradó River Basin; and urge the authorities to guarantee their safety in strict accordance with their wishes.
- Demand a full and impartial investigation into the abduction and killing of Manuel Ruíz and Samir de Jesús Ruíz, with those responsible brought to justice.
- Urge them to take immediate action to dismantle paramilitary groups and break their links with the security forces, in line with stated government commitments and recommendations made by the UN and other bodies.