Kolumbien UA-012/2014
- Index: AMR 23/001/2014 17. Januar 2014
In Gefahr:
Herr FLAMINIO ONOGAMA GUTIÉRREZ
Getötet:
Herr BERLAIN SAIGAMA GUTIÉRREZ
Herr JHON BRAULIO SAIGAMA
Lage Kolumbiens: © Amnesty
- SCHREIBEN SIE BITTE
- APPELLE AN
- HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Flaminio Onogama Gutiérrez, Sprecher der indigenen Gemeinschaft der Emberá Chamí im Südwesten Kolumbiens, befindet sich in Lebensgefahr. Seine beiden Neffen, die ebenfalls Vertreter ihrer indigenen Gemeinschaft waren, wurden bereits umgebracht.
Am 1. Januar 2014 wurden Berlain Saigama Gutiérrez und Jhon Braulio Saigama, zwei Sprecher der indigenen Gemeinschaft der Emberá Chamí in der Ortschaft La Esperanza im Bezirk El Dovio des Departamento Valle del Cauca durch wiederholte Stiche getötet. Ihre Leichen wiesen Spuren von Folter auf, als man sie entfernt vom Tatort fand.
Am 30. und 31. Dezember 2013 kamen bewaffnete Angehörige der in dieser Gegend operierenden paramilitärischen Gruppierungen auf der Suche nach Flaminio Onogama Gutiérrez in die Ortschaft La Esperanza. Sie wollten von seinen beiden Neffen, Berlain Saigama Gutiérrez und Jhon Braulio Saigama, wissen, ob Flaminio Onogama Gutiérrez in den folgenden Tagen im Dorf sein würde. Flaminio Onogama Gutiérrez und die indigene Gemeinschaft von La Esperanza leisten den Paramilitärs, die auf dem Land der indigenen Gemeinschaft Drogen anbauen wollen, und den Interessensgruppen, die in der Gegend Kohle, Kupfer und Gold abbauen möchten, seit geraumer Zeit Widerstand.
ZeugInnen berichteten, dass Unbekannte, vermutlich Paramilitärs einer in dieser Gegend operierenden Gruppierung, auf der für die beiden indigenen Sprecher abgehaltenen Totenwache am 2. Januar nach dem Aufenthaltsort Flaminio Onogama Gutiérrez‘ fragten und wissen wollten, ob er der Beerdigung beiwohnen würde.
SCHREIBEN SIE BITTE
FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN
- Ich möchte meiner großen Sorge um die Sicherheit von Flaminio Onogama Gutiérrez und die der anderen Mitglieder und SprecherInnen der indigenen Gemeinschaft der Emberá Chamí in der Gemeinde La Esperanza Ausdruck verleihen.
- Ich bitte Sie eindringlich, eine vollständige und unparteiische Untersuchung der Tötungen von Berlain Saigama Gutiérrez and Jhon Braulio Saigama durch ein ziviles Gericht einzuleiten, die Ergebnisse der Ermittlungen zu veröffentlichen und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen. Bitte stellen Sie auch sicher, dass die Behörden angemessene Schritte einleiten, um die Sicherheit derer, die bedroht werden, zu garantieren.
- Bitte gehen Sie gegen paramilitärische Gruppierungen vor und unterbinden Sie in Übereinstimmung mit den wiederholten Empfehlungen der UN jegliche Verbindung zwischen Streitkräften und Paramilitärs.
APPELLE AN
PRÄSIDENT
Presidente Juan Manuel Santos
Presidente de la República, Palacio de Nariño
Carrera 8 No. 7-26, Bogotá, KOLUMBIEN
(Anrede: Dear President Santos / Excmo. Sr. Presidente Santos / Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: (00 57) 1 596 0631
VERTEIDIGUNGSMINISTER
Señor Juan Carlos Pinzón
Ministerio de Defensa
Carrera 54 no.26-29
Bogotá
KOLUMBIEN
(Anrede: Dear Minister Pinzón/
Sr. Ministro Pinzón / Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: (00 57) 1 266 1003
KOPIEN AN
INDIGENENORGANISATION
Colombian Indigenous Organization
ONIC
Calle 13 No.4-38
Bogotá,
KOLUMBIEN
BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOLUMBIEN
S. E. Herrn Juan Mayr Maldonado
Taubenstr. 23
10117 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de
Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 28. Februar 2014 keine Appelle mehr zu verschicken.
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Alle Konfliktparteien des seit Jahrzehnten andauernden bewaffneten Konflikts in Kolumbien verletzen immer wieder das Recht der Zivilbevölkerung, nicht in die Kampfhandlungen hineingezogen zu werden. Sie begehen zudem schwere Menschenrechtsverstöße und Verletzungen des humanitären Völkerrechts. Amnesty International appelliert an beide Seiten des Konflikts – die Guerillagruppen und die Sicherheitskräfte – die Menschenrechtsverstöße und Verletzungen des humanitären Völkerrechts sofort und bedingungslos einzustellen.
Die Konfliktparteien – zum einen die kolumbianischen Streitkräfte, die entweder allein oder im Einvernehmen mit den Paramilitärs agieren, zum anderen die verschiedenen Guerillagruppen – machen sich weiterhin schwerer Menschenrechtsverstöße gegen Angehörige der indigenen Gemeinschaften schuldig. Zu den Verstößen zählen Drohungen und Tötungen. In den vergangenen Monaten haben in verschiedenen Landesteilen Kolumbiens Angehörige kleinbäuerlicher Gemeinschaften mehrere großangelegte Demonstrationen durchgeführt. Sowohl RegierungsvertreterInnen als auch VertreterInnen der Departamentos haben den Vorwurf erhoben, dass diese Demonstrationen von der Guerillabewegung Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia FARC) gesteuert oder infiltriert worden seien.
IndigenensprecherInnen, die sich für die Achtung der Menschenrechte der indigenen Gemeinschaften einsetzen, werden immer wieder zu Opfern schwerer Menschenrechtsverletzungen, darunter Drohungen, Tötungen und Verschwindenlassen. Flaminio Onogama Gutiérrez ist ein bekannter Menschenrechtsverteidiger und früheres Führungsmitglied der Indigenenorganisation Kolumbiens (Organización Indígena de Colombia – ONIC), in deren Menschenrechtsabteilung er tätig war.
2009 erkannte das kolumbianische Verfassungsgericht an, dass die im Bezirk El Dovio ansässigen indigenen Gruppen der Emberá Chamí sowie mehrere andere indigene Gemeinschaften sich in ernsthafter Gefahr befinden, vertrieben zu werden. Das Verfassungsgericht rief die politischen Vertreterinnen der Departamentos dazu auf, Maßnahmen zu ergreifen, um die Sicherheit der Gemeinschaften zu garantieren.
PLEASE WRITE IMMEDIATELY
- Expressing concern for the safety of Flaminio Onogama Gutiérrez and other members of the Emberá Chamí community of La Esperanza.
- Calling for full and impartial investigations by the civilian justice system into the killing of Berlain Saigama Gutiérrez and Jhon Braulio Saigama, for the results to be made public, for those responsible to be brought to justice and for authorities to take appropriate measures to guarantee the safety of those under threat.
- Urging the authorities to take action against paramilitary forces and to break any links between them and the security forces, in line with repeated UN recommendations.