Amnesty International
Amnesty fordert:
Wir fordern Sie auf, José Alberto Tejada angemessene Schutzmaßnahmen zu gewähren, denen eine umfassende Risikobeurteilung zugrunde liegt und die mit ihm abgesprochen wurden.
Sachlage
Der Journalist und Direktor der kolumbianischen Medienunternehmens Canal2, José Alberto Tejada, befindet sich in Gefahr. Er hat mit seiner Arbeit entscheidend dazu beigetragen, die von den Sicherheitskräften im Rahmen des kolumbianischen Generalstreiks begangenen Menschenrechtsverletzungen und Verbrechen gegen das Völkerrecht anzuprangern.
Am 7. Juli erhielt die kirchliche Organisation Comisión Intereclesial de Justicia y Paz vertrauliche und glaubwürdige Informationen über einen Plan zur Ermordung von José Alberto Tejada. Darunter war auch die Information, dass Unbekannte 30 Millionen kolumbianische Pesos gesammelt hätten, um für seine Ermordung zu bezahlen.
Aufgrund seiner Arbeit ist José Alberto Tejada seit Beginn des landesweiten Streiks mindestens 14 Sicherheitsvorfällen ausgesetzt gewesen, darunter Beschattung durch Unbekannte und Morddrohungen. Ein Vorfall ereignete sich beispielsweise am 4. Juni, während er über die humanitäre Situation in „Paso del Aguante“, einem Stadtteil von Cali, berichtete. Er wurde von einem Angehörigen der Spezialeinheit GOES der Nationalen Polizei mit dem Satz „Du bist reif, erschossen zu werden“ („está bueno como para pegarle un tiro“) bedroht. Am 20. Juli, als José Alberto über die Demonstrationen berichtete, wurde eine Person seines Schutzteams dreimal angeschossen, wobei sie an der Schulter, am Oberschenkel und am Knie verletzt wurde. Dafür soll ein_e Angehörige_r der Mobilen Aufstandsbekämpfung (ESMAD) verantwortlich gewesen sein. Des Weiteren wurde José Alberto Tejada von hochrangigen Beamt_innen diffamiert, die ihn öffentlich beschuldigten, „Falschnachrichten zu verbreiten, um zur Gewalt in Cali anzustiften“.
Am 9. Juli 2021 beantragte José Alberto Tejada Schutzmaßnahmen für sich, sein Team und die Räumlichkeiten von Canal2. Trotz der großen Gefährdung all dieser Personen hat die nationale Schutzeinheit noch keine Maßnahmen erlassen.
Hintergrundinformation
José Alberto Tejada ist Journalist und Direktor des kolumbianischen Medienunternehmens Canal2. Seit Beginn des Generalstreiks kritisierte er das unübliche und unangemessene Vorgehen der staatlichen Kräfte gegen die friedlichen Demonstrierenden in der Stadt Cali, dem Epizentrum des Generalstreiks.
Zwischen Juni und August 2021 kam es zu mehreren Vorfällen, die sein Leben und seine körperliche Unversehrtheit sehr gefährdeten. Dabei wurde eine Person seines Schutzteams angeschossen. Am 7. August gegen 01:30 Uhr beobachteten Mitglieder seines Schutzteams, wie ein Mann auf einem roten Motorrad in der Nähe von José Alberto Tejadas Hauses eine Waffe zog. Das Schutzteam trieb den Motorradfahrer in die Flucht.
José Alberto Tejada wird zudem durch hochrangige Beamt_innen und bewaffnete Gruppen diffamiert. Sie haben ihn öffentlich beschuldigt, falsche Nachrichten zu verbreiten, um zur Gewalt in Cali anzustiften. Am 6. Juni teilte die Senatorin María Fernanda Cabal auf ihrem Twitter-Account die Nachricht eines Accounts mit dem Namen „Destructo II“, der das Bild von José Alberto Tejada zeigt und ihn beschuldigt, für die Gewalt in Cali verantwortlich zu sein, weil er falsche Nachrichten verbreite. Am 20. August kursierte in den sozialen Netzwerken und Instant-Messaging-Anwendungen ein Flugblatt, in dem José Alberto Tejada zur militärischen Zielscheibe erklärt wurde. Es war von Personen unterzeichnet, die sich als „Schwarze Adler – Hauptstadtblock Bogotá DC“ (Águilas Negras, Bloque Capital D.C.) bezeichnen.
Seit dem 4. Juni wird José Alberto Tejada von ehemaligen Angehörigen der kolumbianischen Sicherheitskräfte beschützt, die sich auf eigene Initiative für den Schutz des Journalisten einsetzen.
Am 9. Juli beantragte José Alberto Tejada bei der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (IACHR) vorsorgliche Maßnahmen und Schutzmaßnahmen der Nationalen Schutzeinheit (UNP) für ihn, sein Team und die Räumlichkeiten von Canal2. Am 23. August reagierte die UNP teilweise auf den Antrag. Dennoch wird die vorgeschlagene Regelung den Sicherheitsbedürfnissen von José Alberto Tejada, seiner Familie und seinem Team nicht gerecht.
Am 19. August forderten 35 Mitglieder des kolumbianischen Kongresses das Innenministerium und die UNP auf, Schutzmaßnahmen für den Journalisten José Alberto Tejada zu ergreifen.