kolko e. V.
Vertreibung und Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien: Ölpalmanbau und Agrokraftstoffboom
Dokumentation des Seminars:
„Agro-Treibstoffe und Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien“
30.11. bis 02.12.2007 in Walberberg
Sowohl die Situation in Kolumbien als auch die Diskussion um den Nutzen der Agroenergie sind komplexe Themen: der langjährige Konflikt in Kolumbien und die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen beschäftigen Analysten und führen häufig zu unterschiedlichen Einschätzungen. Klar ist jedoch, dass die Gewalt vielschichtige Ursachen und Wirkungsweisen hat. Die große Zahl gewaltsamer Vertreibungen zeigt, dass das Thema „Land“ eine wesentliche Rolle im Konflikt spielt.
Auch in der Debatte um die Energie vom Acker gibt es ganz unterschiedliche Positionen. Noch vor wenigen Jahren propagierten selbst Umweltorganisationen diese Option als Teil einer Lösung für Umweltprobleme und derzeit treiben sowohl die Bundesrepublik als auch die EU die massive Förderung der Agroenergie als wesentliche Pfeiler ihrer Klimaschutzpolitik voran. Wörter wie „Biosprit“ suggerieren, dass diese Energieträger besonders umweltfreundlich sind, doch zeigen immer mehr Untersuchungen, dass die Gewinnung von Energie aus landwirtschaftlichen Erzeugnissen nicht automatisch dem Klima nutzt, womöglich sogar schadet und darüber hinaus auch die Welternährung beeinträchtigt. Die Bezeichnung Agrokraftstoff oder Agroenergie ist daher wesentlich passender, nimmt sie der vermeintlichen Lösung doch schon einiges von ihrem Charme. Es mehren sich die Studien, die vor negativen Effekten auf die Welternährung warnen, wenn immer mehr Ackerfläche für Energie- statt für Nahrungsmittelpflanzen eingesetzt wird. Zu den kritischen Stimmen gehören die für Landwirtschaft und Ernährung zuständige UN-Organisation FAO sowie der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung Jean Ziegler.
Das von kolko e.V. und Pax Christi Solidaritätsfonds „Eine Welt“ im Dezember 2007 durchgeführte Seminar „Menschenrechtsverletzungen und Palmölproduktion in Kolumbien“ hat die beiden Themen Kolumbien und Agroenergie zusammengeführt. Der Zusammenhang hat sich dabei direkt aus der praktischen Menschenrechtsarbeit ergeben. 1997 wurden tausende von Menschen aus den Curvaradó und Jiguamiandó-Flussbecken im Bundesstaat Chocó gewaltsam von Armee und Paramilitärs von ihrem Land vertrieben. Nach ihrer Rückkehr mehrten sich die Informationen über Ölpalmplantagen auf ihrem Land. Als sich Gemeindemitglieder begleitet von Menschenrechtsorganisationen und internationalen Delegierten im Jahr 2004 daran machten, das gesamte Land ihres kollektiven Landtitels zu begehen, trauten sie ihren Augen kaum: wo früher Sumpfgebiete, Mangroven, kleine Flüsse und Seen den Rahmen für eine der weltweit höchsten Artenvielfalt gegeben hatten, war das Land trockengelegt. Endlose Monokulturen von Ölpalmen erstreckten sich kilometerweit und fraßen sich immer weiter in den tropischen Feuchtwald vor, breiteten sich auf dem Land der dort ursprünglich ansässigen afrokolumbianischen Gemeinden aus und machten damit deren traditionelle Lebensform unmöglich.
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Die Broschüre finden Sie hier zum Download:
http://www.kolko.de/downloads/volle_tanks_leere_doerfer.pdf (1,8 MB)