Urgent Action: Menschenrechtler in Gefahr

Am 13. Februar wurden in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá Schüsse auf das Auto von Pater Alberto Franco abgegeben. Er ist der Geschäftsführer der kirchlichen Menschenrechts-NGO Comisión Intereclesial Justicia y Paz.

autor: amnesty international

http://www.amnesty.de/urgent-action/ua-040-2013/menschenrechtler-gefahr

UA-040/2013     Index: AMR 23/007/2013

15. Februar 2013

Pater ALBERTO FRANCO
Pater JAVIER GIRALDO
Herr DANILO RUEDA
Herr ABILIO PEÑA

  •  BITTE SCHREIBEN SIE
  •  APPELLE AN
  •  HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Am 13. Februar wurden in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá Schüsse auf das Auto von Pater Alberto Franco abgegeben. Er ist der Geschäftsführer der kirchlichen Menschenrechts-NGO Comisión Intereclesial Justicia y Paz.

Das gepanzerte Auto von Pater Alberto Franco wurde von drei Schüssen getroffen. Er selbst befand sich zu dieser Zeit nicht im Wagen. Pater Alberto Franco hatte zuvor öffentlich verurteilt, dass frühere RegierungsbeamtInnen mitverantwortlich dafür seien, dass Gemeindeland, das man afrokolumbianischen Gemeinschaften in den Flussgebieten Curvaradó und Jiguamiandó im Departamento Chocó weggenommen hatte, nicht an diese zurückgegeben worden war. Vor Kurzem wurde Pater Alberto Franco verfolgt und sein Haus sowie sein Büro beschattet.

Der Übergriff erfolgte einen Tag nachdem die Comisión Intereclesial Justicia y Paz in einem offenen Brief an den Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte und die Interamerikanische Menschenrechtskommission beschuldigt worden war, Verbindungen zur Guerilla zu unterhalten. Namentlich wurden in dem Brief die NGO-Mitglieder Danilo Rueda und Abilio Peña sowie der Menschenrechtsverteidiger Pater Javier Giraldo von der Nichtgerierungsorganisation Centro de Investigación y Educación Popular genannt.

Die Nichtregierungsorganisation Comisión Intereclesial de Justicia y Paz setzt sich in kolumbianischen Konfliktregionen für zivile Gemeinschaften ein, deren Angehörige von Sicherheitskräften oder paramilitärischen Gruppierungen getötet, gefoltert oder vertrieben wurden. Viele dieser Gemeinschaften sind zudem von Guerillagruppen angegriffen worden.

BITTE SCHREIBEN SIE

FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich bin sehr besorgt um die Sicherheit von Pater Alberto Franco, Danilo Rueda, Abilio Peña und der Gemeinschaften, mit denen sie arbeiten, sowie um die Sicherheit von Pater Javier Giraldo.
  • Leiten Sie bitte eine vollständige und unabhängige Untersuchung des Angriffs vom 13. Februar und der vorhergehenden Drohungen ein und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.
  • Ich fordere Sie auf, in Absprache mit den betroffenen Personen wirksame Maßnahmen zu ihrem Schutz zu ergreifen, sofern sie dies wollen.
  • Ich möchte Sie an Ihre Pflicht erinnern, es MenschenrechtsverteidigerInnen zu ermöglichen, ihrer Arbeit ohne Furcht nachzugehen, wie es in der UN-Erklärung zum Schutz von MenschenrechtsverteidigerInnen von 1998 festgeschrieben wurde.

APPELLE AN

PRÄSIDENT
Presidente Juan Manuel Santos
Presidente de la República
Palacio de Nariño
Carrera 8 No. 7-26
Bogotá, KOLUMBIEN
(Anrede: Dear President Santos / Excmo. Sr. Presidente Santos / Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: (00 57) 1 596 0631

AUSSENMINISTERIN
María Ángela Holguín
Ministerio de Relaciones Exteriores
Palacio San Carlos
Calle 10 No. 5-51
Bogotá, KOLUMBIEN
(Anrede: Dear Minister / Estimada Señora Ministra/ Sehr geehrte Frau Ministerin)
Fax: (00 57) 1 381 4742

KOPIEN AN
NICHTREGIERUNGSORGANISATION
Comisión Interelcesial Justicia y Paz
Calle 61A, No. 17-26
Bogotá
KOLUMBIEN

BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOLUMBIEN
S. E. Herrn Juan Mayr Maldonado
Kurfürstenstr. 84
10787 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 29. März 2013 keine Appelle mehr zu verschicken.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Der offene Brief wurde wenige Stunden vor einer Anhörung vor dem Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte zu dem Fall von Marino López und „Operation Genesis“ geschickt. Bei der „Operation Genesis“ handelte es sich um eine Militäroperation, die 1997 gemeinsam von der 17. Brigade der kolumbianischen Streitkräfte und paramilitärischen Gruppen durchgeführt worden war. Offizielles Ziel der Operation war die Bekämpfung der Guerillabewegung „Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens“ (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia – FARC). Im August 2012 wurde der pensionierte General Rito Alejo del Río aufgrund seiner Beteiligung an der Ermordung des Landwirts Marino López im Rahmen der „Operation Genesis“ zu 26 Jahren Gefängnis verurteilt. Rito Alejo del Río hat die Comisión Intereclesial Justicia y Paz ebenfalls wiederholt beschuldigt, der Guerilla anzugehören.

Die Comisión Intereclesial Justicia y Paz unterstützt die Bemühungen afrokolumbianischer und indigener Gemeinschaften, die in und im Umland der Flussgebiete Curvaradó und Jiguamiandó leben, ihr Land zurückzuerhalten. Paramilitärs haben in diesen Gebieten das Land einiger afrokolumbianischer Gemeinden besetzt und versucht, diese zum Anbau von Ölpalmen zu zwingen. Palmöl ist ein lukratives Exportgut, das zur Herstellung von Speiseöl oder Seife verwendet wird. Darüber hinaus haben Bergbaufirmen großes Interesse, das Gebiet zu erschließen.

Die Unterstützung dieser Gemeinden im Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen und insbesondere der Einsatz gegen die Straflosigkeit hochrangiger Angehöriger der Sicherheitskräfte hat die Comisión Intereclesial Justicia y Paz zur Zielscheibe von Drohungen und Angriffen werden lassen.

In dem langwierigen bewaffneten Konflikt in Kolumbien sind Mitglieder von Menschenrechtsorganisationen, Gewerkschaften und anderen gesellschaftlichen Organisationen von den Sicherheitskräften und paramilitärischen Gruppen häufig bezichtigt worden, mit der Guerilla zu sympathisieren oder sie zu unterstützen. Aufgrund dieser Anschuldigungen werden immer wieder Mitglieder solcher Organisationen getötet, bedroht oder vertrieben. Auch Angehörige von Guerillagruppen bedrohen und töten MenschenrechtsverteidigerInnen, die sie für Verbündete des Feindes halten.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Expressing concern for the safety Father Alberto Franco, Danilo Rueda, Abilio Peña and the communities they are working with, as well as Father Javier Giraldo.
  • Calling on the authorities to order a full and impartial investigation into the 13 February attack and previous threats, and bring those responsible to justice.
  • Urging them to provide effective protection to those who request it, in strict accordance with their wishes.
  • Reminding them to fulfil their obligations to ensure human rights defenders can carry out their work without fear, as laid out in the 1998 UN Declaration on Human Rights Defenders.