FIAN und Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt: Blumen für Berlin – „fröhliche“ Einstimmung aus ausbeuterischer Arbeit

FIAN und Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt Köln, Frankfurt, 22.10.2009. Im Vorfeld der ExpoKolumbien, die vom 24. bis 31. Oktober in Berlin stattfindet, kritisieren die Menschenrechtsorganisation FIAN und die IG BAU die Beteiligung des Verbands kolumbianischer Blumenexporteure an der Werbeveranstaltung. Der Verband Asocolflores sponsort die Veranstaltungsreihe und will Blumen an Passanten verteilen. „Asocolflores deckt schwerwiegende Arbeitsrechtsverletzungen seiner Mitgliedsunternehmen“, […]

FIAN und Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt

Köln, Frankfurt, 22.10.2009. Im Vorfeld der ExpoKolumbien, die vom 24. bis 31. Oktober in Berlin stattfindet, kritisieren die Menschenrechtsorganisation FIAN und die IG BAU die Beteiligung des Verbands kolumbianischer Blumenexporteure an der Werbeveranstaltung. Der Verband Asocolflores sponsort die Veranstaltungsreihe und will Blumen an Passanten verteilen. „Asocolflores deckt schwerwiegende Arbeitsrechtsverletzungen seiner Mitgliedsunternehmen“, erläutert Gertrud Falk von FIAN. „Das trifft auch auf die Betriebe zu, die von dem verbandseigenen Siegel Flor Verde zertifiziert sind. Ein Siegel ist aber nur dann glaubwürdig wenn es international anerkannte Arbeitsrechte garantiert.“

„In fast allen Betrieben werden grundlegende Gewerkschaftsrechte verletzt.“, ergänzt Heidi Schroth von der IG BAU. „Unternehmen verhindern gezielt Gewerkschaftsgründungen und diskriminieren Gewerkschaftsmitglieder.“ Oft gründen die Unternehmer im Gegenzug eigene Gewerkschaften und setzen die meist weiblichen Arbeiter unter Druck einzutreten. In der Vergangenheit wurden auch immer wieder Blumenbetriebe geschlossen, in denen die einzige unabhängige Gewerkschaft des Sektors, Untraflores, aktiv war. Die Richtlinien von Flor Verde schreiben den zertifizierten Betrieben Gewerkschaftsfreiheit nicht verbindlich vor. Darüber hinaus berichten kolumbianische Blumenarbeiterinnen über Zwangsarbeit. „Die
Unternehmen üben großen Druck auf die Arbeiterinnen aus, damit sie Überstunden machen. Wenn sie sich weigern werden sie häufig schikaniert.“ beschreibt Falk die Not der Arbeiterinnen. „Sie müssen zum Beispiel einen höheren Akkord arbeiten oder ihnen wird der Fahrtkostenzuschlag gestrichen.“

Dabei ist der Akkord in den kolumbianischen Blumenbetrieben weltweit der höchste. Seit 1970 wurde er im Durchschnitt verachtfacht. Während ein Gewächshausarbeiterin 1970 nur 8 Beete pflegen musste, ist sie heute für 60 Beete zuständig ist. Als Folge leiden die Arbeiterinnen unter chronischen Sehnenscheidenentzündungen, Rückenschmerzen und Müdigkeit. Da der Akkord oft nicht zu schaffen ist, arbeiten sie unbezahlt Überstunden. Trotz der Akkordarbeit erhalten sie aber nur den gesetzlichen Mindestlohn in Höhe von rund 190 € monatlich.

Kontakt:
Gertrud Falk, FIAN, Tel. 0221-70 200 72, E-Mail: g.falk(at)fian.de
Heidi Schroth, IG BAU, Tel. 069-95737 668, E-Mail: heidi.schroth(at)igbau.de