Ermordung von Aldemar Parra / El Hatillo in der Kohleregion Cesar

Erklärung zum Mord an Aldemar Parra García Montag, 23. Januar 2017 Die unterzeichnenden Organisationen verurteilen den Mord an Aldemar Parra García und sprechen seiner Familie ihr tiefstes Beileid aus. Der Tathergang Am 7. Januar wurde Aldemar Parra von zwei bewaffneten Unbekannten, die auf einem Motorrad unterwegs waren, auf der Straße von El Hatillo nach La […]

Erklärung zum Mord an Aldemar Parra García
Montag, 23. Januar 2017
Die unterzeichnenden Organisationen verurteilen den Mord an Aldemar Parra García und sprechen seiner Familie ihr tiefstes Beileid aus.
Der Tathergang
Am 7. Januar wurde Aldemar Parra von zwei bewaffneten Unbekannten, die auf einem Motorrad unterwegs waren, auf der Straße von El Hatillo nach La Loma am helllichten Tag ermordet. Er war ein führender Vertreter der Gemeinde, aktiver Gewerkschafter und bis vor kurzem angestellt in der Mine von Colombian Natural Resources (CNR). Parra hinterlässt seine Frau und drei Kinder.
Der regionale Kontext
Der Mord an Aldemar Parra ist kein Einzelfall. Bedauerlicherweise ist dieser Mord Teil einer ganzen Welle von Gewalt gegen die Zivilbevölkerung in Kolumbien und in der Bergbauregion Cesar. Dem Bericht „Civil society under threat“ zufolge wurden zwischen 2012 und 2016 mindestens 200 zivilgesellschaftliche Akteure in Cesar Opfer von Drohungen, Angriffen und Morden. Dabei ist hervorzuheben, dass es sich bei diesen Opfern um soziale Führungspersönlichkeiten handelt, deren Aktivitäten von bestimmten Teilen der Bevölkerung in der Region Cesar als bergbaukritisch eingestuft werden. Die meisten dieser Taten werden von neo-paramilitärischen Gruppen begangen oder tragen deren Handschrift. Diese behaupten, die Interessen der Bergbaufirmen und anderer Wirtschaftssektoren der Region zu verteidigen.
So wurde beispielsweise bereits letzten September Néstor Iván Martínez, Vertreter einer afro-kolumbianischen Gemeinde ermordet, kurz nachdem er von einer neo-paramilitärischen Gruppe bedroht worden war. Er hatte sich gegen die Expansion der Kohlegruben der amerikanischen Bergbaufirma Drummond eingesetzt.
Aldemar Parra war ein Mitglied der Gemeinde El Hatillo, einer ländlichen Gemeinde die seit 2010 mit drei Bergbaufirmen in einen langwierigen Zwangsumsiedlungsprozess verstrickt ist. Er war mit mehreren führenden GemeindevertreterInnen verwandt, die sich kritisch zu einem kürzlich von den Bergbaufirmen vorgeschlagenem Umsiedlungsplan geäußert hatten.
Seit 2014 berichtete die Gemeinde über eine steigende Zahl an sicherheitsrelevanten Vorfällen wie beispielsweise Drohungen gegen Mitglieder der Gemeinde durch Flugblätter, SMS oder Telefonanrufe. Seit September 2016 berichteten Einwohner von El Hatillo, dass unbekannte, bewaffnete Männer in der Dunkelheit durch die Nachbarschaft ziehen.
Die Verurteilung des Mordes an Aldemar Parra durch die Kohleunternehmen Prodeco und Drummond ist ein erster Schritt, aber es sind weitreichendere Maßnahmen notwendig, um die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung in Cesar effektiv einzudämmen.
Wir fordern die kolumbianische Regierung auf:

  • den Mord an Aldemar Parra García nicht als Einzelfall zu betrachten, sondern ihn im Zusammenhang mit der Welle an Einschüchterungen und Gewalt gegen die Zivilbevölkerung in Cesar zu untersuchen und
  • in Übereinstimmung mit dem Friedensabkommen effektiv gegen Mitglieder aller illegalen bewaffneten Gruppen, die in der Bergbauregion Cesar agieren, vorzugehen und sie strafrechtlich zu verfolgen.

Wir fordern die Bergbaufirmen auf:

  • sich öffentlich von den neo-paramilitärischen Gruppen zu distanzieren, die behaupten im Interesse der Firmen zu handeln und
  • sich aktiv dafür einzusetzen, dass die Sicherheit derer, die sich kritisch zu den Folgen des Bergbaus in Cesar äußern, sichergestellt wird und
  • nach wirksamen und gerechten Lösungen zu suchen für die von den Folgen des Bergbaus betroffene Bevölkerung in der Region. Dies vor allem im Hinblick auf die Wiedergutmachung der schweren Menschenrechtsverletzungen der jüngsten Vergangenheit, bedrohter Lebensgrundlagen sowie ungesunder und unsicherer Arbeitsbedingungen.

Liste der unterzeichnenden Initiativen und Organisationen:
350.org Internationales Netzwerk
ABColombia Vereinigtes Königreich
Acción Ecologica Ekuador
African Uranium Alliance Internationales Netzwerk
AG Bergbau und Menschenrechte in Kolumbien – Berlin Deutschland
AGEH – Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe Deutschland
Amigos de la Tierra España Spanien
ASK – Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien Schweiz
Asociación ambiental e cultural Petón do Lobo, Galicia Spanien
Asociación gallega Cova Crea, Galicia Spanien
Bocas de Ceniza Waterkeeper Kolumbien
Both ENDS Niederlande
Buirer für Buir Deutschland
BUND – Friends of the Earth Germany Deutschland
BUND Sachsen Deutschland
BürgerBegehren Klimaschutz Deutschland
CALG – Coalition against Land Grabbing Philippinen
CENSAT agua viva – Friends of the Earth Colombia Kolumbien
Center for Environment – Friends of the Earth BiH Bosnien-Herzegowina
Christliche Initiative Romero Deutschland
CNV Internationaal Niederlande
Coal Action Network Vereinigtes Königreich
CoalSwarm USA
Colombia Caravana UK Lawyers‘ Group Vereinigtes Königreich
Colombia Solidaritet Dänemark
Colombia Solidarity Campaign Vereinigtes Königreich
ContraMINAcción, Galicia Spanien
Cooperacción Peru
Dachverband der Kritischen Aktionäre Deutschland
Earth Law Center USA
Environmental Rights Action Nigeria
Facing Finance Deutschland
FIAN Deutschland Deutschland
FNV Mondiaal Niederlande
Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika Deutschland
Friends of the Earth Australia Australien
Friends of the Earth Canada Kanada
Friends of the Earth England, Wales and Northern Ireland (EWNI) Vereinigtes Königreich
Friends of the Earth International Internationales Netzwerk
Friends of the Earth Japan Japan
Friends of the Siberian Forests Russland
FUgE Hamm Deutschland
GegenStrömung / CounterCurrent Deutschland
GIP-LAWS
(Ghana Integrated Platform on Land, Water and Seed Struggles) Ghana
Global 2000 – Friends of the Earth Austria Österreich
groundWork, Friends of the Earth South Africa Südafrika
Informationsstelle Peru Deutschland
International Oil Working Group Internationales Netzwerk
JA!Justica Ambiental – FOE Mozambique Mosambik
Kohleausstieg Berlin Deutschland
kolko – Menschenrechte für Kolumbien Deutschland
Kolumbiengruppe Hamburg Deutschland
Latin American Mining Monitoring Programme Vereinigtes Königreich
Leave it in the Ground Inititative (LINGO) Mexiko
Les Amis de la Terre Frankreich
LIGA – Lüner Initiative gegen globale Armut Deutschland
Lock the Gate Alliance Australien
London Mining Network Vereinigtes Königreich
Market Forces Australien
MISEREOR Deutschland
Network Movement for Justice and Development Sierra Leone
NOAH – Friends of the Earth Denmark Dänemark
OCMAL – Observatorio de Conflictos Mineros de América Latina Internationales Netzwerk
PAS – Pensamiento y Acción Social Kolumbien
PAX Niederlande
pax christi Solidarität Eine Welt Deutschland
philippinenbüro Deutschland
PowerShift Deutschland
Pro Natura – Friends of the Earth Switzerland Schweiz
Progressio Vereinigtes Königreich
Re:Common Italien
Rettet den Regenwald Deutschland
Robin Wood Deutschland
Russian Social-Ecological Union – Friends of the Earth Russia Russland
Salva la Selva Spanien
Sociedade Histórica e Cultural Coluna Sanfins, Galicia Spanien
Solidarity Sweden – Latin America Schweden
SOMO Niederlande
South Durban Community Environmental Alliance Südafrika
Southern Africa Rural Women’s Assembly Südafrika
terre des hommes – Hilfe für Kinder in Not Deutschland
The Gaia Foundation Vereinigtes Königreich
The People’s Dialogue Internationales Netzwerk
This Changes Everything Vereinigtes Königreich
TNI – Transnational Institute Niederlande
Umweltgewerkschaft Düsseldorf Deutschland
urgewald Deutschland
Verdegaia, Galicia Spanien
Waterkeeper Alliance Internationales Netzwerk
WEED e.V. – World Economy, Ecology & Development Deutschland
WoMin African Gender and Extractives Alliance Südafrika
Yasunidos Ecuador Ekuador
Yasunidos Germany Deutschland
YLNM – Yes to Life, No to Mining Internationales Netzwerk
Zelena Istra – Green Istria Kroatien
Download Text (English)

170123 Declaration on the assassination of Aldemar Parra Garcia_final