Eilaktion: Indigene Nasa im Dept. Cauca bedroht

Verschwunden: Herr BERNEY TROCHEZ Herr WILSON TROCHEZ Getötet: Herr MARIO GERMÁN VALENCIA VALLEJO Herr BELISARIO TROCHEZ ORDÓÑEZ Herr CRISTIÁN DAVID TROCHEZ Gefährdet Weitere Sprecher_innen und Angehörige indigener Gemeinschaften im Norden des Departamento Cauca Im Norden des Departamento Cauca im Südwesten Kolumbiens sind drei Angehörige der indigenen Gemeinschaft der Nasa im Reservat Cerro Tijeras getötet worden. […]

Verschwunden:
Herr BERNEY TROCHEZ
Herr WILSON TROCHEZ

Getötet:
Herr MARIO GERMÁN VALENCIA VALLEJO
Herr BELISARIO TROCHEZ ORDÓÑEZ
Herr CRISTIÁN DAVID TROCHEZ

Gefährdet
Weitere Sprecher_innen und Angehörige indigener Gemeinschaften im Norden des Departamento Cauca

Im Norden des Departamento Cauca im Südwesten Kolumbiens sind drei Angehörige der indigenen Gemeinschaft der Nasa im Reservat Cerro Tijeras getötet worden. Zahlreiche weitere sollen Opfer des Verschwindenlassens geworden sein. Auch andere indigene Gemeinschaften in diesem Gebiet haben von Morddrohungen berichtet.

Am 14. April sind Berney Trochez und Wilson Trochez in Agua Bonita, einem Gebiet des Indigenenreservats Cerro Tijeras (Cerro Tijeras Resguardo) in der Gemeinde Suárez im Departamento de Cauca, das letzte Mal gesehen worden. Es wird befürchtet, dass die beiden Männer Opfer des Verschwindenlassens geworden sind. Am 15. April verschafften sich unbekannte bewaffnete Männer gewaltsam Zutritt zu einem Haus im Gebiet Agua Bonita, zwangen Mario Germán Valencia Vallejo, Belisario Trochez Ordóñez und Cristián David Trochez, drei Verwandte von Berney und Wilson Trochez, in einen Lastwagen einzusteigen und verschleppten sie. Noch am selben Tag wurden die drei Männer in Guadalito, einem Gebiet im Cerro Tijeras Resguardo, tot aufgefunden. Man hatte sie mit Kopfschüssen getötet.

Die indigene Gemeinschaft der Nasa in Cerro Tijeras setzt sich gegen internationale Bergbau- und andere wirtschaftliche Projekte auf dem Gebiet ein, das sie als ihr angestammtes Land betrachtet. In den vergangenen Monaten und Jahren haben Angehörige der Gemeinschaft deshalb wiederholt Morddrohungen von Paramilitärs erhalten. Die indigenen Gemeinschaften der Nasa organisieren immer wieder Demonstrationen, bei denen sie Zugang zu Grundstücken in der Region fordern. Einige dieser Grundstücke hätten ihnen als Entschädigungsleistungen für Menschenrechtsverletzungen zugesprochen werden müssen, die sie Anfang der 1990er-Jahre erlitten hatten. Am 15. April 2015 verschickte eine paramilitärische Gruppierung, die sich selbst Colombia sin Guerilla nennt, Morddrohungen per SMS. Darin erklärte die Gruppierung eine Reihe von Personen, darunter auch die Teilnehmer_innen der Demonstrationen, zu militärischen Zielen.

SCHREIBEN SIE BITTE
FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

Ich fürchte um die Sicherheit der indigenen Gemeinschaft in Cerro Tijeras und die der weiteren Indigenensprecher_innen im Norden des Departamento Cauca und fordere Sie deshalb auf, in Absprache mit den Betroffenen sofort wirksame Maßnahmen zu deren Schutz zu ergreifen.
Bitte leiten Sie eine umfassende und unparteiische Untersuchung ein, um den Aufenthaltsort von Berney Trochez und Wilson Trochez zu bestimmen und stellen Sie sicher, dass alle erforderlichen Maßnahmen zu ihrem Schutz ergriffen werden. Veröffentlichen Sie die Ergebnisse der Untersuchung und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht, sollten die beiden Männer tatsächlich Opfer des Verschwindenlassens geworden sein.
Leiten Sie bitte zudem eine umfassende und unparteiische Untersuchung der Tötung von Mario Germán Valencia Vallejo, Belisario Trochez Ordóñez und Cristián David Trochez sowie der Morddrohungen gegen indigene Gemeinschaften im Norden des Departamento Cauca ein, veröffentlichen Sie die Ergebnisse und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.
Ergreifen Sie bitte außerdem entsprechend den Empfehlungen der Vereinten Nationen und weiterer zwischenstaatlicher Organisationen unverzüglich Maßnahmen zur Auflösung paramilitärischer Gruppierungen und kappen Sie deren Verbindungen zu den Sicherheitskräften.
APPELLE AN
PRÄSIDENT
Juan Manuel Santos
Presidente de la República, Palacio de Nariño, Calle 7 No 6-54
Bogotá, KOLUMBIEN
(Anrede: Dear President Santos / Excmo. Sr. Presidente Santos / Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: (00 57) 1 596 0631

INNENMINISTER
Juan Fernando Cristo
Calle 12B No 8-46, Primer Piso, Bogotá, KOLUMBIEN
(Anrede: Dear Minister / Estimado Sr. Ministro / Sehr geehrter
Herr Minister)
Fax: (00 57) 1 283 9876

KOPIEN AN
INDIGENENORGANISATION
ACIN
Carrera 7 No 6-22
Barrio Los Samanes
Piso 3, Oficina Tejido Defensa de la Vida
Santander de Quilichao
Cauca
KOLUMBIEN

BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOLUMBIEN
S. E. Herrn Juan Mayr Maldonado
Taubenstr. 23
10117 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 3. Juni 2015 keine Appelle mehr zu verschicken.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Seit 50 Jahren kämpfen im bewaffneten Konflikt Kolumbiens Sicherheitskräfte und Paramilitärs gegen verschiedene Guerillagruppen. Trotz des aktuellen Friedensprozesses begehen alle Konfliktparteien nach wie vor schwere Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht sowie andere Menschenrechtsverstöße. Indigene Gemeinschaften haben mit am stärksten unter dem Konflikt zu leiden. Der kolumbianischen Indigenenorganisation ONIC (Organización Nacional Indígena de Colombia) zufolge wurden in den ersten neun Monaten des Jahres 2014 zehn indigene Personen im Zusammenhang mit dem Konflikt getötet und mindestens 2.819 Personen vertrieben. Laut der Indigenenorganisation ACIN (Asociación de Cabildos Indígenas del Norte de Cauca) sind im Norden des Departamento Cauca seit 1999 mehr als 600 Angehörige indigener Gemeinschaften getötet worden.

Am 16. Dezember 1991 wurden 20 Angehörige der indigenen Gemeinschaft der Nasa, unter ihnen auch Kinder, während eines gemeinsamen Einsatzes von Polizei und Paramilitär auf der Farm El Nilo in der Gemeinde Caloto getötet. Die Untersuchung des Massakers von El Nilo wurde im Dezember 1992 der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (IACHR) übergeben. Nach einer Vereinbarung zwischen der kolumbianischen Regierung und der IACHR wurde ein Untersuchungskomitee gebildet, welches im Jahr 1996 die Empfehlung aussprach, dass die kolumbianische Regierung die Verantwortlichen vor Gericht stellen müsse und den Familien der Opfer eine Entschädigung zu zahlen habe. Im August 2014 ordnete Kolumbiens Oberster Gerichtshof an, dass die Ermittlungen gegen einen General und einen Major im Zusammenhang mit dem Massaker wieder aufgenommen werden sollten. Der Fall war im Juli 1999 von einem Militärgericht zu den Akten gelegt worden. Anfang Februar 2015 stellten sich beide den Behörden. Der Indigenenrat Huellas Cabildo, die oberste politische Autorität innerhalb ihrer Gebiete, forderte am 5. Februar offiziell Gerechtigkeit und umfassende Entschädigungsleistungen.

Seit dem 14. Dezember 2014 besetzen indigene Gemeinschaften Land im Norden des Departamento Cauca. Sie fordern Entschädigungen, auch in Form von Land, für zahlreiche Massentötungen an Indigenen, darunter das Massaker von El Nilo aus dem Jahr 1991. Den Sicherheitskräften wird in diesem Zusammenhang vorgeworfen, mit exzessiver Gewalt auf die gegenwärtigen Demonstrationen indigener Gemeinschaften zu reagieren. Am 10. April wurde der Indigenensprecher Guillermo Pavi Ramos angeschossen. Er hatte sich auf der Farm La Emperatriz, die bereits seit einigen Wochen von Demonstrierenden der indigenen Gemeinschaften besetzt ist, in der Nähe von Angehörigen der Militär- und der Polizeieinheiten der Spezialeinheit Escuadrón Móvil Antidisturbios (ESMAD) befunden. Die ESMAD soll eine Straße blockiert haben, als mehrere Personen versuchten, Guillermo Pavi Ramos in ein Krankenhaus zu bringen, sodass er nicht sofort medizinisch behandelt werden konnte. Am 14. April wurden in Buenos Aires im Departamento Cauca elf Angehörige der 17. Brigade des Militärs bei einem Angriff von Angehörigen der Guerillabewegung FARC getötet.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

Expressing concern for the safety of members of the community of Cerro Tijeras, and other Indigenous leaders in northern Cauca Department, and urging the authorities to guarantee their safety in strict accordance with their wishes.
Calling on the authorities to order a full and impartial investigation to establish the whereabouts of Berney Trochez and Wilson Trochez, and to ensure that all measures are taken to guarantee their safety, to make the results of criminal investigations public and if confirmed that they have been subject to forced disappearance to bring those responsible to justice.
Calling on them to order full and impartial investigations into the killings of Mario Germán Valencia Vallejo, Belisario Trochez Ordóñez and Cristián David Trochez and the death threats against Indigenous Peoples in northern Cauca Department, publish the results and bring those responsible to justice.
Urging them to take immediate action to dismantle paramilitary groups and break their links with the security forces, in line with stated government commitments and recommendations made by the UN and other intergovernmental organizations.

Beteiligen Sie sich direkt online über die Homepage von amnesty international oder verwenden Sie den dort angegebenen Briefvorschlag:

http://www.amnesty.de/urgent-action/ua-091-2015/indigene-gemeinschaft-bedroht