In der Hafenstadt Buenaventura im Süden Kolumbiens haben Paramilitärs gedroht, den Menschenrechtler Jacob Jenezen zu „zerstückeln“. Auch die Bewohner_innen der Humanitären Zone Puente Nayero werden weiterhin bedroht.
Am 18. Juli wurde der Menschenrechtsverteidiger Jacob Jenezen im Viertel La Playita der Hafenstadt Buenaventura im Departamento Valle del Cauca von Paramilitärs bedroht. Dies geschah in der Nähe der Humanitären Zone Puente Nayero (Espacio Humanitario de Puente Nayero). Die Paramilitärs sagten: „Jacob, wir werden dich umbringen […] Wir werden dich in Stücke schneiden und ins Meer werfen“ (Jacob te vamos a matar […] Te vamos a picar y tirar al mar). Die Humanitäre Zone Puente Nayero ist eine etwa 300 Familien umfassende zivilgesellschaftliche Initiative mit dem Ziel, Gemeinden zu schützen, denen Menschenrechtsverletzungen und -verstöße drohen.
Jacob Jenezen ist Mitglied der kirchlichen Menschenrechtsorganisation Comisión Intereclesial de Justicia y Paz, die den afro-kolumbianischen Bewohner_innen von Buenaventura bei der Einrichtung der Humanitären Zone geholfen hat. Am 3. Juli erfuhr die Organisation, dass ein ehemaliger Angehöriger der Streitkräfte gesagt haben soll, er werde die Organisation dazu zwingen, die Humanitäre Zone zu verlassen. Dieser ehemalige Angehörige der Streitkräfte hat in den vergangenen Monaten im Auftrag des Verteidigungsministeriums den Demobilisierungsprozess paramilitärischer Gruppen in Buenaventura koordiniert. Trotz dieser angeblichen Demobilisierung sind in der Stadt nach wie vor paramilitärische Gruppen aktiv.
Viele der afro-kolumbianischen Bewohner_innen der Humanitären Zone Puente Nayero sind trotz der starken Präsenz der Sicherheitskräfte in der Gegend in den vergangenen Monaten wiederholt bedroht worden. Paramilitärs haben die Humanitäre Zone zudem mehrmals betreten und die Bewohner_innen wegen ihres Versuchs, einen sicheren Ort zu schaffen, bedroht. Einige Bewohner_innen sind durch die Drohungen und versuchten Zwangsrekrutierungen der Paramilitärs aus der Humanitären Zone vertrieben worden.
Beteiligen Sie sich direkt online an der Aktion über:
http://www.amnesty.de/urgent-action/ua-104-2014-2/menschenrechtler-bedroht
Oder SCHREIBEN SIE BITTE
FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN
- Ich fürchte um die Sicherheit von Jacob Jenezen und anderer Mitglieder der Comisión Intereclesial de Justicia y Paz in Buenaventura sowie der Bewohner_innen der Humanitären Zone Puente Nayero. Ich bitte Sie dringend, in Absprache mit den Betroffenen wirksame Schutzmaßnahmen für sie einzuleiten.
- Bitte leiten Sie eine umfassende und unparteiische Untersuchung der Morddrohungen von Paramilitärs gegen die Menschenrechtsverteidiger_innen und Bewohner_innen von Buenaventura ein, veröffentlichen Sie die Ergebnisse und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.
- Ergreifen Sie außerdem bitte unverzüglich Maßnahmen zur Auflösung paramilitärischer Gruppierungen und ihrer Verbindungen zu den Sicherheitskräften, entsprechend den Empfehlungen der Vereinten Nationen.
APPELLE AN
PRÄSIDENT
Presidente Juan Manuel Santos
Presidente de la República, Palacio de Nariño
Carrera 8, No. 7-26, Bogotá, KOLUMBIEN
(Anrede: Excmo. Sr. Presidente Santos / Dear President Santos / Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: (00 57) 1 596 0631
VERTEIDIGUNGSMINISTER
Señor Juan Carlos Pinzón
Ministerio de Defensa, Carrera 54, No. 26-29
Bogotá, KOLUMBIEN
(Anrede: Sr. Ministro Pinzón / Dear Minister Pinzón /
Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: (00 57) 1 266 1003
KOPIEN AN
MENSCHENRECHTSORGANISATION
Comisión Intereclesial de Justicia y Paz
Calle 61A, No. 17-26
Bogotá
KOLUMBIEN
BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOLUMBIEN
S. E. Herrn Juan Mayr Maldonado
Taubenstr. 23
10117 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de
Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 4. September 2014 keine Appelle mehr zu verschicken.
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Buenaventura ist eine wichtige Hafenstadt an der kolumbianischen Pazifikküste im Departamento Valle del Cauca, in der derzeit einige große Infrastrukturprojekte entstehen. Paramilitärische Gruppen sind dort nach wie vor stark vertreten und können trotz eines großen Aufgebots an Sicherheitskräften agieren.
Seit einiger Zeit wird aus der Stadt über Tötungen, Vertreibungen und Fälle von Verschwindenlassen berichtet. Im November 2012 gab der Menschenrechtsbeauftragte (Defensor del Pueblo) einen Bericht heraus, laut dem in den beiden Wochen vor Erscheinen des Berichts mehr als 1.000 Familien aus ihren Wohnstätten vertrieben worden waren. Die Menschenrechtslage ist seither kritisch, und in der ersten Novemberwoche 2013 wurden erneut über 2.000 Personen aus ihren Häusern vertrieben.
In der Stadt existieren sogenannte casas de pique („Hackhäuser“), in die Menschen verschleppt werden. Zeugenberichten zufolge hört man dort die Schreie von Personen, die zu Tode gefoltert werden. Die Leichen werden dann oftmals an unbekannten Orten vergraben oder ins Meer geworfen, so dass der Verbleib vieler Opfer nie aufgeklärt wird.
In Buenaventura herrscht eine starke Präsenz an Sicherheitskräften, darunter neben Polizist_innen auch Einheiten der Marineinfanterie – seit 1999 sind dort etwa 1.500 Soldat_innen stationiert. Nichtsdestotrotz können Paramilitärs dort weitgehend ungehindert agieren. Örtliche Zeug_innen geben an, dass die Sicherheitskräfte die Identität der Paramilitärs kennen und wissen, wo deren Anführer_innen leben, aber dennoch nicht entschieden gegen sie vorgehen. Berichten zufolge kennen die Behörden zudem die Häuser, in denen die Paramilitärs ihre Opfer töten sowie die Orte, an denen sie die Leichen vergraben.
Die kirchliche Menschenrechtsorganisation Comisión Intereclesial de Justicia y Paz unterstützt afro-kolumbianische und indigene Gemeinschaften in ganz Kolumbien, die schweren Menschenrechtsverletzungen und -verstößen ausgesetzt sind oder Gefahr laufen, vertrieben zu werden. Die Organisation hat an der Einrichtung verschiedener humanitärer Zonen im ganzen Land mitgewirkt, um gefährdete Zivilpersonen zu schützen.
Die Humanitäre Zone Puente Nayero im Viertel La Playita wurde am 13. April eingerichtet. Dies geschah im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung, bei der Vertreter_innen der katholischen Kirche sowie lokaler, nationaler und internationaler Menschenrechtsorganisationen anwesend waren. Seit November 2013 sind in der Region zunehmend Menschenrechtsverletzungen und -verstöße zu verzeichnen, und die Bewohner_innen sind Vertreibung, Verschwindenlassen und Tötungen ausgesetzt. Einige Angehörige der Gemeinde haben daher andere kolumbianische humanitäre Zonen besucht und beschlossen, auch in Buenaventura eine solche Zone einzurichten, um die Zivilbevölkerung zu schützen.
PLEASE WRITE IMMEDIATELY
- Expressing concern for the safety of Jacob Jenezen and other members of the Inter-Church Justice and Peace Commission in Buenaventura as well as inhabitants of the Humanitarian Space of Puente Nayero, and urging the authorities to provide effective protection for them in accordance with their wishes.
- Calling on them to order a full and impartial investigation into paramilitary threats against the human rights defenders and inhabitants of Buenaventura, to publish the results and bring those responsible to justice.
- Urging the government to take immediate action to dismantle paramilitary groups and break their links with the security forces, in line with repeated UN recommendations.