UA AI:Landrechtsaktivist_innen bedroht

(Autor: Amnesty International) Dutzende bewaffnete Männer haben Landrechtsaktivist_innen der afro-kolumbianischen Gemeinschaft aus Pedeguita Mansilla im Norden Kolumbiens angegriffen. Nur wenige Tage zuvor waren den Angehörigen der Gemeinschaft Schutzmaßnahmen verwehrt worden. Sie fordern die Rückgabe ihres Landes. Am Abend des 18. März trafen Dutzende bewaffnete Männer, die meisten von ihnen vermummt, vor dem Haus von Marlene […]

(Autor: Amnesty International)

Dutzende bewaffnete Männer haben Landrechtsaktivist_innen der afro-kolumbianischen Gemeinschaft aus Pedeguita Mansilla im Norden Kolumbiens angegriffen. Nur wenige Tage zuvor waren den Angehörigen der Gemeinschaft Schutzmaßnahmen verwehrt worden. Sie fordern die Rückgabe ihres Landes.

Am Abend des 18. März trafen Dutzende bewaffnete Männer, die meisten von ihnen vermummt, vor dem Haus von Marlene Benítez ein, einem Mitglied des Gemeinderats des Gebiets Pedeguita Mansilla in der Gemeinde Ríosucio im Departamento Chocó. Einige der Männer begannen, wahllos um sich zu schießen. Die bewaffneten Männer zerstörten einige Häuser der Angehörigen der Gemeinschaft und stahlen ihr Vieh und andere Güter wie Lebensmittel und Werkzeuge. Marlene Benítez‘ Sohn, ihr Nachbar Felipe Triana und zwei weitere Männer wurden geschlagen und verletzt. Die bewaffneten Männer, die bereits auf dem Weg nach Pedeguita Mansilla an der Polizeiwache in San Andrés vorbeigekommen waren, zwangen Marlene Benítez, ihre vierjährige Enkeltochter, ihren Sohn, Felipe Triana und zwei weitere Männer, in einen Transporter einzusteigen. Anschließend fuhren sie sie nach Belén de Bajirá. Der Wagen hielt vor der dortigen Polizeiwache. Marlene Benítez rief um Hilfe, doch die Polizei weigerte sich, einzugreifen oder die Männer festzunehmen. Dennoch wurden die Angehörigen der Gemeinschaft freigelassen und blieben in Belén de Bajirá zurück, um die Verletzten medizinisch versorgen zu lassen.

Im Oktober 2013 waren Marlene Benítez und weitere Angehörige der Gemeinschaft nach Pedeguita Mansilla zurückgekehrt. Sechzehn Jahre zuvor waren sie durch Paramilitärs von dort vertrieben worden. Die Angehörigen der Gemeinschaft mussten bei ihrer Rückkehr feststellen, dass ihr Land von Industrievertretern mit mächtigen Wirtschaftsinteressen vereinnahmt worden war. Die Gemeinschaft von Pedeguita Mansilla besitzt die Landrechte an dem Gebiet, und ihr Gemeinderat fordert seit Jahren die Rückgabe des Landes. Im Jahr 2014 blockierte das Verteidigungsministerium einen Antrag auf Schutzmaßnahmen für die Gemeinschaft aus Pedeguita Mansilla, der von der Behörde für Landrückgabe (Unidad de Restitución de Tierras) gestellt worden war. Am 6. März 2015, wenige Tage vor dem Angriff, wurde ein weiterer Antrag auf Schutzmaßnahmen von einem für Landrückgabeverfahren zuständigen Richter in Quibdó, Departamento Chocó, abgewiesen. Dies wurde damit begründet, dass keine ersichtliche Gefahr bestehe. Der Antrag war vom Büro des Ombudsmanns für Menschenrechte unterstützt worden.

SCHREIBEN SIE BITTE
FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

Ich bin sehr besorgt um die Sicherheit von Marlene Benítez und die Sicherheit ihrer Enkeltochter und ihres Sohnes sowie von Felipe Triana und weiteren Mitgliedern des Gemeinderats von Pedeguita Mansilla. Leiten Sie bitte in Absprache mit den Betroffenen wirksame Schutzmaßnahmen für sie ein.
Des Weiteren bitte ich Sie, eine vollständige und unparteiische Untersuchung der Drohungen der Paramilitärs gegen Angehörige der Gemeinschaft in Pedeguita Mansilla durchzuführen. Veröffentlichen Sie die Ergebnisse und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.
Leiten Sie bitte sofortige Maßnahmen ein, um paramilitärische Gruppen sowie deren Verbindungen zu den Sicherheitskräften aufzulösen.
APPELLE AN
PRÄSIDENT
Juan Manuel Santos
Presidente de la República, Casa de Nariño
Calle 7, No. 6-54, Bogotá, KOLUMBIEN
(Anrede: Dear President Santos / Excmo. Sr. Presidente Santos / Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: (00 57) 1 596 0631

VERTEIDIGUNGSMINISTER
Juan Carlos Pinzón, Ministerio de Defensa
Carrera 54, No. 26-29, Centro Administrativo Nacional (CAN)
Bogotá, KOLUMBIEN
(Anrede: Dear Minister / Estimado Sr. Ministro /
Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: (00 57) 1 266 1003

KOPIEN AN
MENSCHENRECHTSORGANISATION
Comisión Intereclesial de Justicia y Paz
Calle 61A
No. 17-26
Bogotá
KOLUMBIEN

BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOLUMBIEN
S. E. Herrn Juan Mayr Maldonado
Taubenstr. 23
10117 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 7. Mai 2015 keine Appelle mehr zu verschicken.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN
In den späten 1990er-Jahren wurden zahlreiche afro-kolumbianische und indigene Menschen im Departamento Chocó, unter anderem in den Flussregionen Curvaradó und Jiguamiandó, in der benachbarten Gemeinde Pedeguita Mansilla und im Indigenenreservat (resguardo) Urada-Jiguamiandó, durch paramilitärische Gruppen, die entweder selbstständig operierten oder mit dem Militär zusammenarbeiteten, getötet, mit dem Tode bedroht und von ihrem Land vertrieben.

Seitdem werden Angehörige der dort ansässigen afro-kolumbianischen Gemeinschaften, die die Rückgabe ihres Landes fordern, immer wieder von paramilitärischen Einheiten, die eng mit dem Militär und mit wirtschaftlichen Interessenverbänden zusammenarbeiten, bedroht und getötet. Die Länder sind Teil der gemeinsamen Besitztitel, die den afro-kolumbianischen Gemeinschaften in der Region zugesprochen wurden. Bei den Wirtschaftsinitiativen geht es darum, auf dem Land, das den afro-kolumbianischen Gemeinschaften zugesprochen wurde, großangelegte landwirtschaftliche Projekte, darunter Ölpalmenplantagen und Viehzucht, zu betreiben. Als ehemalige Anwohner_innen der benachbarten Gemeinde Pedeguita Mansilla im Oktober 2013 begannen, auf ihr Land zurückzukehren, erhielten sie ebenfalls Morddrohungen durch Paramilitärs.

Im Juni 2011 wurde ein Gesetz über die Opfer von Vertreibungen und die Landrückgabe erlassen, das Anfang des Jahres 2012 in Kraft trat. Dieses Gesetz und die entsprechenden Bestimmungen regeln die Rückgabe der Gebiete, an denen die afro-kolumbianischen und indigenen Gemeinschaften gemeinschaftlich die Landrechte besitzen. Die Mitglieder des Gemeinderats von Pedeguita Mansilla kämpfen mithilfe dieses neuen rechtlichen Rahmens für die Rückgabe ihres Landes. Bisher wurde jedoch erst ein Gebiet einer indigenen und kein Gebiet einer afro-kolumbianischen Gemeinde zurückgegeben. Weitere Informationen über das Verfahren zur Landrückgabe und seine Hindernisse finden Sie im englischsprachigen Bericht A land title is not enough: Ensuring sustainable land restitution in Colombia, auf https://www.amnesty.nl/sites/default/files/public/land_restiution_eng.pdf

Marlene Benítez war bereits in der Vergangenheit durch Paramilitärs bedroht worden. Diese hatten angegeben, das Land, auf das die Gemeinschaft Anspruch erhebt, von einer Frau erhalten zu haben, die in enger Verbindung zu paramilitärischen Strukturen im Nordwesten Kolumbiens steht.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

Expressing concern for the safety of Marlene Benítez, her granddaughter, her son, Felipe Triana and other members of the Pedeguita Mansilla Community Council, and urging the authorities to provide effective protection for them in accordance with their wishes.
Calling on them to order a full and impartial investigation into paramilitary threats against members of the community of Pedeguita Mansilla, publish the results and bring those responsible to justice.
Urging them to take immediate action to dismantle paramilitary groups and break their links between them and the security forces.

Beteiligen Sie sich direkt online über die Homepage von amnesty international oder verwenden Sie den dort angegebenen Briefvorschlag:

http://www.amnesty.de/urgent-action/ua-281-2013-1/landrechtsaktivistinnen-bedroht