Glencore: Milliarden mit Rohstoffen. Studie von Multiwatch

Das Buch über Glencore Xtrata, das nicht den Titel “Drecksgeschäfte” tragen darf (Autor: Nina Sahdeva, arbeitskreis tourismus & entwicklung) August 7, 2014 · von multiwatch. Das Portal fairunterwegs zu “Milliarden mit Rohstoffen”: http://www.fairunterwegs.org/de/aktuell/news/article/das-buch-ueber-glencore-xtrata-das-nicht-den-titel-drecksgeschaefte-tragen-darf.html Im Frühjahr 2012 fusionierten die zwei Rohstoff-Unternehmen Glencore und Xstrata zu einem der mächtigsten Rohstoffkonzerne weltweit. Der neue Multi nimmt in der gesamten […]

Das Buch über Glencore Xtrata, das nicht den Titel “Drecksgeschäfte” tragen darf

(Autor: Nina Sahdeva, arbeitskreis tourismus & entwicklung)
August 7, 2014 · von multiwatch. Das Portal fairunterwegs zu “Milliarden mit Rohstoffen”: http://www.fairunterwegs.org/de/aktuell/news/article/das-buch-ueber-glencore-xtrata-das-nicht-den-titel-drecksgeschaefte-tragen-darf.html
Im Frühjahr 2012 fusionierten die zwei Rohstoff-Unternehmen Glencore und Xstrata zu einem der mächtigsten Rohstoffkonzerne weltweit. Der neue Multi nimmt in der gesamten Wertschöpfungskette eine dominierende Stellung ein – vom Abbau über die Verarbeitung und Lagerung bis zum Handel mit Rohstoffen. Zum Zeitpunkt der Fusion war der Megakonzern der drittgrösste Kupferproduzent, der grösste Exporteur von Kraftwerkskohle, und allein seine Öltanker-Flotte umfasste mehr Schiffe als die British Navy.

Während Glencore Xstrata hohe Gewinne schreibt und sich als nachhaltiges Unternehmen präsentiert, wird der Konzern in Abbaugebieten mit Ausbeutung, Plünderung und Zerstörung in Verbindung gebracht: Abgetragene Berge, gigantische Löcher und kilometerlange Pipelines prägen die Landschaften, wo Rohstoffe abgebaut werden. Die Menschen leiden unter Explosionen, Staubbelastung, giftigen Rückständen und der Zerstörung ihres Lebensraums. Gemeinschaften werden von ihrem Land vertrieben. Mitspracherechte von AnwohnerInnen werden missachtet, Proteste von ArbeiterInnen und der Bevölkerung kriminalisiert oder gewaltsam niedergeschlagen.
Der Konzern Glencore Xstrata gerät aber auch zunehmend in die Kritik, weil er Gemeinschaften durch Begünstigungen spaltet oder staatliche Strukturen vereinnahmt, wenn er – wie etwa in Peru – die Polizei unter Direktvertrag nimmt. Im Handel mit Agrarprodukten wird ihm vorgeworfen, dass er durch Spekulation und Schaffung von Engpässen die Preise in die Höhe treibt und mit Hunger Profite macht. Diverse Klagen wegen Steuerbetrugs sind hängig.

“Drecksgeschäfte” hätte der Titel des kritischen Porträts dieses Megakonzerns heissen sollen, wäre es nach dem Herausgeber, MultiWatch, gegangen. Doch der Konzern verlangte einen schriftlichen Verzicht auf diesen Titel und drohte andernfalls mit rechtlichen Schritten. Um die Publikation nicht mit langwierigen Rechtsstreitigkeiten zu verzögern, lenkte MultiWatch ein und wählte den neutraleren Titel “Milliarden mit Rohstoffen”, der etwas von der Brisanz der Recherche überdeckt.

MultiWatch wirft einen Blick auf Glencore Xstrata, zeichnet Konfliktfelder nach und lässt Menschen zu Wort kommen, die von den negativen Auswirkungen betroffen sind, sich aber gegen die Arroganz des Konzerns wehren. Zum Dossier beitegragen haben Marianne Aeberhard, Susanna Anderegg, Golda Fuentes, Anna Haller, Roland Herzog, Daniel Hostettler, Jo Lang, Stephan Rist, Hans Schäppi, Urs Sekinger, Stephan Suhner, Stephan Tschirren, Mónica Vargas, Nina Wieland, Yvonne Zimmermann.

MultiWatch wurde im März 2005 gegründet mit dem Ziel der Beobachtung und Veröffentlichung von Menschenrechtsverletzungen bei Schweizer multinationalen Konzernen. MultiWatch ist eine breite Koalition von Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Gewerkschaften, Parteien und Organisationen der globalisierungskritischen Bewegung.
Das erste grosse Projekt war die Organisation der Veranstaltung “Der Fall Nestlé: eine öffentliche Anhörung zu Nestlé in Kolumbien und ein internationales Forum zu Nestlé” im Herbst 2005. Seither erarbeitet die Koalition schwerpunktmässig Dossiers zu ausgewählten Firmen — bis heute sind es Nestlé, Glencore/Xtrata, Holcim, Novartis, Singenta, Credit Suisse und Triumph — dokumentiert einzelne Fälle von Menschenrechtsverletzungen bei Schweizer Multis und macht die dazugehörige Kampagnen- und Vernetzungsarbeit in der Schweiz und in Zusammenarbeit mit Betroffenen.

MultiWatch hat dieses Jahr den Förderpreis für Entwicklungszusammenarbeit der Fachstelle OeME der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn erhalten. Dieser Preis von 5’000 Franken soll ermutigendes und beispielhaftes Engagement für weltweite Solidarität und Gerechtigkeit honorieren, fördern und öffentlich machen.

MultiWatch (Hrsg.): Milliarden mit Rohstoffen. Der Schweizer Konzern Glencore Xstrata,  Edition 8. Zürich 2014, 187 Seiten. CHF 19.80, EUR 19.80, ISBN 978-85990-222-0

Das Buch kann beim Solifonds in der Schweiz bestellt werden, weitere Informationen dazu im Flyer.
Flyer zum Buch: http://www.multiwatch.ch/cm_data/Milliarden_mit_Rohstoffen_Flyer_neu.pdf

Spanische Version der Studie als pdf zum download:
http://www.multiwatch.ch/de/p97001862.html

Quellen: Edition 8, Glencore Xstrata, Wikipedia, aufgerufen am 12.06.2014; Es ist halt doch nicht alles sauber, WoZ Nr. 22/29.05.2014; www.multiwatch.ch; Eine auszeichnung für basisorientiertes Engagement, http://www.refbejuso.ch/strukturen/oeme-migration/foerderpreis.html;